Allgemeines
Das von-Willebrand-Syndrom (VWS) ist bekannt für seine ausgesprochene Heterogenität, die sich in der klinischen Symptomatik und Pathophysiologie ausdrückt. Grundlage der phänotypischen Differenzierung sind quantitative und qualitative Unterschiede des von-Willebrand-Faktors (VWF) sowie seine multimere Struktur.
Durch die Multimeranalyse des VWF werden eine Vielzahl verschiedener Subtypen des VWS beschrieben, die sich im elektrophoretischen Wanderungsverhalten der VWF-Multimere unterschieden. Die Kenntnis des Subtyps hat therapeutische Konsequenz beim Ausgleich des Gerinnungsdefekts, z.B. Minirin-Sensibilität oder fresh-frozen Plasma-Gabe (FFP).
Von-Willebrand Subtypen: | |||
Typ |
Genetik |
Labortests |
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Typ 1 |
Quantitativer Mangel des Willebrand-Faktors, klinisch jedoch oft milde Symptomatik. Auffälligkeiten entstehen durch die Neigung zu langanhaltenden und Nachblutungen nach operativen Eingriffen, die Ausbildung großflächiger und gehäufte. |
autosomal dominante Vererbung, variable Penetranz, Vorkommen: ca. 70% |
Blutuungszeit: normal; |
Typ 2 |
Qualitative(r) Defekt(e) des Willebrand-Faktors oder Kombinationsdefekte mit unzureichender Funktionsfähigkeit. Es werden die Unterformen 2A, 2B, 2M und 2N unterschieden. Typ 2A ist darunter am häufigsten anzutreffen. |
autosomal-dominante Vererbung bei etwa 15% der Betroffenen, |
verringerter Faktor VIII-Wert (VIIIc) beim Typ 2N; |
Typ 3 |
Hochgradiger Mangelzustand, klinisch am schwersten verlaufende, jedoch auch seltenste Form. |
Autosomal-rezessive Vererbung mit homozygoten oder compound-heterozygoten Mutationen des VWF-Gens. Daraus resultiert ein völliges Fehlen oder eine starke Verringerung (<5%) des VWF. |
aktivierten Thrombinzeit: verlängert; |
Erworbenes vWS |
unterschiedliche Ursachen mit verschiedenen Grunderkrankungen vergesellschaftet, z.B. Aortenstenose, Angiodysplasie), Hypothyreose, Tumorkrankheiten (lymphoproliferative Syndrome) und Autoimmunerkrankungen. |
Präanalyse
Das primäre Probenmaterial wäre ein Citratblut, das aber nur eine kurze Stabilität bei Raumtemperatur von nur 24 Stunden aufweist! Sekundäres und stabileres Material ist Citratplasma, das eine Stabilität von ca. 1 Woche bei Raumtemperatur und 1 Jahr bei -20°C aufweist. Das Labor empfiehlt, das Citratplasma schnell einzufrieren und auf Trockeneis zu schicken, um es optimal zum Labor zu transportieren. Die Multimere sind empfindlich gegenüber kühlen Temperaturen bei 2-10°C, weshalb ein schnelles Einfrieren und auch ein sehr schnelles Auftauen bei 37°C durchgeführt wird, um die Zeit bei gekühlten Temperaturen so weit wie möglich zu verkürzen.
Indikation
Differenzierung der v.-Willebrand-Faktor-Subtypen zur Therapiestrategie
Schlüsselworte
Willebrand
Verwendung in