Allgemeines
Haptoglobin gehört zu den Akute-Phase-Proteinen und ist ein Transportprotein, welches in der Leber synthetisiert wird. Seine Funktion besteht darin, intravaskuläres, freies Hämoglobin (Oxyhämoglobin, Methämoglobin) bei Hämolyse zum Abbau als Hämoglobin-Haptoglobin-Komplex in das retikuloendotheliale System zu transportieren. Da die Halbwertszeit des Komplexes nur ca. 8 min. dauert, kommt freies Hämoglobin physiologisch im Blut nicht vor. Wesentliche diagnostische Aussagekraft haben erniedrigte Werte als Indikator für eine intravasale Hämolyse. Erhöhte Werte beruhen meist auf der Akute-Phase-Funktion des Haptoglobins und kommen bei Entzündungsreaktionen vor.
Haptoglobin ist der empfindlichste zur Verfügung stehende Marker einer Hämolyse. Durch die Erniedrigung von Haptoglobin kann daher unter Umständen eine Hämolyse erkannt werden, bei der die übrigen zur Verfügung stehenden Marker (z. B. Kalium, LDH, indirektes Bilirubin) noch normal sind. In diesem Zusammenhang ist Haptoglobin entscheidender Marker für das HELLP-Syndrom.
Es werden drei Hauptgenotypen des Haptoglobins unterschieden: Hp 1-1, Hp 2-1 und Hp 2-2. Die mengenmäßige Verteilung der Genotypen ist regional stark schwankend. So ist z.B. Hp 1-1 der häufigste Typ in Afrika, Süd- und Zentralamerika, Hp 2-2 herrscht bei den Asiaten vor und Hp 2-1 bei den Mitteleuropäern. Aufgrund dieser Variation ist es nur anhand einer quantitativen Bestimmung schwer möglich, leichte intravasale Hämolysen und deren Schweregrad zu erkennen.
Bewertung
Erniedrigt: hämolytischer Zustand bei autoimmunhämolytischen Anämien, Wärme-u. Kälteantikörpern, Pharmaka, Transfusionshämolysen, toxische durch Schwermetalle oder Oxidantien, Marschhämoglobinurie, Mikroangiopathien, disseminierte intravasale Gerinnung (DIC), hämolytisch-urämisches Syndrom (HUS), paroxysmale nächtliche Hämoglobinurie (PNH), HELLP-Sndrom, Akanthozytose bei Hepatopathien, akute und chronische Lebererkrankungen, Malabsorptions-Syndrom, angeborene Haptoglobin-Verminderung oder -Mangel;
erhöht: Akute-Phase-Reaktion, z.B. chronisch-aktive und aktive Entzündungen, akute Gewebsnekrosen, maligne Tumoren, intra- und extrahepatische Cholestase, Morbus Hodgkin, nephrotisches Syndrom, rheumatoide Arthritis, Eisenmangel-Anämie, Plasmozytom, Amyloidose.
Indikation
Diagnostik und Verlaufsbeurteilung hämolytischer Erkrankungen.
Verwendung in