Allgemeines
Plasminogen activator inhibitor-1 (PAI-1) ist der wirkungsvollste Inhibitor des Gewebs-Plasminogen-Aktivators (t-PA) und des Urokinase-Plasminogen-Aktivators (u-PA) und reguliert so neben Fibrinolyse und Proteolyse auch Zellmigration und Tumorzellinvasivität.
Stimuliert durch Zytokine, Lipopolysaccharide, very low density-Lipoproteine und Transforming growth factor beeinflusst PAI-1 auch entzündliche Reaktionen, Stoffwechselerkrankungen und fibrotische Erkrankungen.
PAI-1 wird in Hepatozyten, Adipozyten, glatten Muskelzellen und Thrombozyten gebildet. In pathologischen Situationen resultieren erhöhte PAI-1-Spiegel aus einer erhöhten Freisetzung aus Endothel- und Tumorzellen.
Erhöhte PAI-1-Spiegel wurden im Zusammenhang mit Komplikationen in der Schwangerschaft wie rezidivierende Fehlgeburten, schwangerschaftsinduzierte Hypertonie und Präeklampsie beschrieben. Spontanaborte scheinen mit dem 4G/4G-Genotyp des PAI-1-Promotor-Polymorphismus assoziiert zu sein. Frauen mit polyzystischen Ovarien, welche mit anovulatorischer Infertilität einhergehen, weisen auch signifikant höhere PAI-1-Spiegel auf als gesunde Kontrollpersonen.
Erhöhte PAI-1-Spiegel, die bei einer Reihe von malignen Grunderkrankungen vorkommen, können insbesondere bei Mammakarzinom Hinweise auf Prognose und Therapieansprechraten geben. Durch Beeinflussung des Umsatzes extrazellulärer Matrix scheint PAI-1 auch mit fibrotischen Erkrankungen wie Nephropathie, chronischen Lungenerkrankungen, kardialer Fibrose und Leberfibrose assoziiert zu sein.
Die PAI-1-Expression und -Freisetzung wird durch Entzündungsmediatoren hochreguliert und ist somit erhöht bei Sepsis, Trauma, perioperativ und bei einer Reihe von entzündlichen Reaktionen. PAI-1 wird eine funktionelle Rolle in der Reaktion auf traumatische Ereignisse zugeschrieben. Inflammatorische Gewebsreaktionen spielen auch eine Rolle in der Pathogenese der Arteriosklerose und des metabolischen Syndroms. Sowohl Gefäßerkrankungen als auch Insulinresistenz mit Folge einer metabolischen Entgleisung sind mit erhöhten PAI-1-Spiegeln und dem 4G/5G-Polymorphismus des PAI-1-Promotors vergesellschaftet. Die 4G/4G- und 4G/5G-Genotypen wurden häufiger bei Patienten mit Adipositas, Myokardinfarkt und venösen Thromboembolien beobachtet.