Allgemeines
Die Gattung Treponema gehören zu der Familie der Spirochaetaceae und umfaßt mehrere Spezies. Die wichtigsten humanpathogenen erreger sind Treponema pallidum (Lues), Treponema pertenue (Frambösie) und Treponema vincentii (Rachenrauminfektionen).
Treponema pallidum ist weltweit verbreitet, die Infektion geschieht durch sexuelle Übertragung mit Mikroläsionen in der Schleimhaut als Eintrittspforte. Geschlechtsverkehr mit einem infizierten Partner führt in etwa 30% zu einer Infektion. Ebenso geschieht eine diaplazentare Übertragung von einer infizierten Mutter auf ihr ungeborenes Kind. Die Inkubationszeit beträgt durchschnittlich 14-24 Tage, jedoch Inkubationszeiten zwischen 10 und 90 Tagen sind beschrieben.
Die Lues wird klinische in Stadien eingeteilt:
Stadium I: Primärsyphilis, Frühsyphilis, hochinfektiös. Primäraffekt ist das Ulcus durum, (harter Schanker), an der Eintrittsstelle des Erregers (Penis, Cervix; je nach Sexualpraktiken auch extragenitale Läsionen) derbe, hirsekorngroße Induration aus der im Verlauf ein schmerzloses Ulkus mit hartem Randwall entsteht. Die häufigste Lokalisation beim Mann ist die Glans penis und Sulcus coronarius, bei der Frau die Labien. Später Ausbildung eines sogenannten Primärkomplexes: Primäraffekt + schmerzlose, geschwollenen lokale Lymphknoten, Abheilung nach etwa 4-6 Wochen. Ohne Therapie ist der Übergang in weitere Stadien möglich.
Stadium II: sekundäre Syphilis, bis 1 Jahr post infectionem infektiös. Ca.4-10 Wochen nach dem Primärstadium tritt ein hämatogene und lymphogene Generalisation ein mit Symptomen wie Fieber, Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen, generalisierte LK-Schwellungen und Splenomegalie. Stadiumtypische Hauterscheinungen: generalisiertes roseolenartiges Exanthem (makulöses Syphilid oder Roseola), makulopapulöses Exanthem am Stamm, Condylomata lata im Ano-Genitalbereich (breite, nässende, hochkontagiöse Papeln, die sich nicht zurückbilden, hochinfektiös), kleinflächige, mottenfraßartige Alopezie (Alopecia specifica areolaris). Auf den Schleimhäuten bilden sich Plaques muqueuses mit Leukodermiezeichen, bei Haaren auf dem Kopfes und besonders im Bartbereich treten himbeer- bis blumenkohlähnliche Papillome auf (frambösiformes Syphilid) sowie Syphilide der Hohlhand oder der Fußsohlen (Palmoplantarsyphilide). Etwa 2 Jahre nach Infektion klingen die Hauterscheinungen ab (Lues latens seropositiva), ein intermittierender Verlauf über Jahre ist möglich.
Stadium III: tertiäre Syphilis, Spätsyphilis, trotz schwerwiegender Klinik keine Infektiosität. Nach Monaten bis Jahren zeigen sich tuberöse Hautveränderungen mit Effloreszenzen und zentralen Rückbildungen mit Atrophie oder Ulzerationen (tuberoulceroserpiginöses Syphilid) und teils austernschalen-artiger Krustenbildung. Es finden sich ulzerierende granulomatöse Veränderungen (Gummen), die jedes Organ sich manifestieren können: subkutane, schmerzlose, elastische Tumore mit zentraler, langsamer Einschmelzung. Langzeitveränderungen (10-39 Jahre) sind Knochenzerstörungen (z.B. Sattelnase), Mesaortitis luetica mit Komplikationsrisiken einer Koronarstenose und thorakales Aortenaneurysma einschließlich der Rupturgefahr.
Stadium IV: Neurolues, viertes Stadium oder eine latente Syphilis unbekannter Dauer. 20-25 Jahre nach Infektion kommt es bei bei 15-40 % der unbehandelten Luespatienten zu einer Neurolues mit Tabes dorsalis: Degeneration der Hinterstränge im Rückenmark, Schmerzattacken und Hyporeflexie, die meist Unterleib und und Beine betreffen und Ataxie, progressiver Paralyse bei parenchymatöse Syphilis mit neurologischen und psychiatrischen-psychomotorischen Auffälligkeiten (Aphasie, Krampfanfälle, chronische Meningitis, Demenz). Beim Auftreten von Parästhesien bzw. Paraplegien führt die unbehandelte Lues binnen 4-5 Jahren zum Tod. Asymptomatische Verläufe sind möglich (Lues-Nachweis im Liquor ohne Klinik).
Lues connata: in der Regel kommt es ab dem 4.-5. Schwangerschaftsmonat durch eine diaplazentare Übertragung zur intrauterinen Infektion. Die unbehandelte Erkrankung führt in ca. 70% der Fälle zum Abort oder zur (Früh-)Geburt syphiliskranker Neugeborener. Nur etwa 15% der unbehandelten Kinder werden gesund geboren. Ca. 16% der erkrankten Neugeborenen weisen bei der Geburt Symptome auf, der Rest entwickelt sie in der 2.-12. Lebenswoche.