Allgemeines
Diese Frage sollte man sich vor allem stellen, wenn aufwändige Untersuchungen anstehen, die nicht täglich in der Praxis durchgeführt werden. Häufig scheitert die Durchführung an nicht geeignetem Probenmaterial oder nicht vorhandenen Spezialgefässen oder der Vorbereitung des Patienten. Eine kurze Rückfrage im Labor kann hier für Klarheit und die richtigen Gefäße und Materialien sorgen, auch über patientenvorbereitende Maßnahmen erteilt Ihr Labor Ihnen gerne Auskunft.
Per definitionem sind Einflussgrößen alles, was sich im Patienten in vivo abspielt, d. h. Geschlecht, Rasse, Alter, Jahreszeit, Menstruationszyklus oder Schwangerschaft, Körperbau und Ernährungszustand, circadiane Rhythmik, Lebensraum, iatrogene Einflüsse inclusive Medikamente. Die Kenntnis der Einflussgrößen ist zur richtigen individuellen Beurteilung wichtig, sie sind aber letztlich nicht beeinflußbar.
Störgrößen wirken in vitro, d.h. außerhalb des Körpers z. B. im Abnahmeröhrchen. Sie zu kennen ist unabdingbar und - Störgrößen sind beeinflussbar: ein über Nacht vergessenenes unzentrifugiertes Blutröhrchen muß am nächsten Tag hohe Kalium-Werte und einen niedrigen Blutzucker aufweisen, d.h. viele Parameter sind nicht stabil und bedürfen deshalb einer Probenvorbehandlung, z. B. Trennung vom Blutkuchen durch Zentrifugation des Gelröhrchens (kein Austritt des Kaliums aus den Erythrozyten, Kalium bleibt 'normal') und Blutentnahme für Blutzucker im Natrium-Fluorid-Röhrchen (NaF hemmt Verstoffwechselung der Glucose durch Erythrozyten). Durch diese Maßnahmen wird die Stabilität der Probe gewährleistet.
Unter Probenstabilität wird die Fähigkeit eines Materials verstanden, bei Lagerung unter definierten Bedingungen den anfänglichen Wert einer zu messenden Größe für eine definierte Zeitspanne innerhalb festgelegter Grenzwerte (entsprechend der maximal zulässigen relativen analytischen Unpräzision) zu halten.
Maßnahmen, die Probenstabilität zu beurteilen und zu gewährleisten sind: Angabe des Abnahmezeitpunktes, Abnahme geeigneten Materials (Vollblut / EDTA-Blut, Citrat-Blut, NaF-Blut), Zusatz von Stabilisatoren, Gewinnung von Serum/Plasma durch Zentrifugation, Kühlung oder Einfrieren, Lichtschutz. Beachten Sie auch unsere Liste für Nachforderungen (bitte anklicken zum öffnen und download).
Idealerweise sollte die Blutentnahme zwischen 7 und 9 Uhr morgens erfolgen und der Patient die letzten 12 Stunden vor der Blutentnahme nüchtern sein. Für Lipidbestimmungen muss zudem eine 24-stündige Alkoholkarenz eingehalten werden. Medikamente sind erst nach der Blutentnahme einzunehmen, wenn der steady-state interessiert (Ausnahme: Bestimmung eines Arzneimittel-Spitzenspiegels, z. B. bei Antibiotika).
Parameter, die typische Tagesschwankungen aufweisen (Hämoglobin, Hämatokrit, Eisen, Phosphat, Cortisol, ACTH, Aldosteron, Prolaktin, Testosteron, Adrenalin/Noradrenalin, TSH, T3, T4, Crosslaps ...) sollten möglichst immer zur gleichen Zeit kontrolliert werden.