Morbus Meulengracht | SYNLAB Leistungsverzeichnis
Humanmedizin
Analyse-Typ
Kürzel
Untersuchung
Material
Proben-Volumen
Methode
MEUL
Morbus Meulengracht
OMIM: 143500
PCR

Morbus Meulengracht

Allgemeines

Gen: UGT1A1, Locus 2q37
Vererbung: autosomal rezessiv

Das Meulengracht- (Gilbert-) Syndrom führt zu einer milden, chronisch stabilen oder intermittierenden, unkonjugierten Hyperbilirubinämie ohne strukturelle Lebererkrankung oder Hämolyse. Es ist die häufigste Erkrankung des hepatischen Bilirubin-Transportstoffwechsels und eine der häufigsten Ursachen für Ikterus neonatorum. Die Bilirubinkonzentration im Serum liegen bei 1-6 mg/dl. Die Erkrankung beruht auf einer angeborenen, autosomal-rezessiv vererbten Einschränkung der Synthese der Bilirubin-UDP-Glukuronyltransferase auf ca. 30% Restaktivität. Ursache der Störung ist in den meisten Fällen eine Dinukleotid-Expansion im Bereich der TATA-Box des UGT1A1-Promotors, wodurch die Transkriptionsrate des Gens vermindert ist.
Die Häufigkeit der homozygoten Träger des Polymorphismus in der Gesamtbevölkerung liegt bei 10-16% . Die Zahl der klinisch manifesten Fälle wird auf 2-12% geschätzt. Der Phänotyp wird durch Umweltfaktoren und Ernährung (Fett-, Alkohol- und Nikotingenuß) modifiziert.
Klinische Symptome: leichter Sklerenikterus, oft in Situationen mit vermehrtem Stress und verminderter Nahrungsaufnahme oder einer sonstigen Bedingung mit Appetitlosigkeit, Manifestation nicht vor der Pubertät (etwa 5% der Bevölkerung).
Eine klinische Bedeutung der ansonsten harmlosen Stoffwechselanomalie besteht in einem gestörten Metabolismus von einigen Medikamenten. Zudem kann sie bei gleichzeitig bestehenden Leberkrankheiten möglicherweise zu einem prolongierten Ikterus führen. Die prolongierte neonatale Hyperbilirubinämie von Brustmilch-gefütterten Kindern ist assoziiert mit dem Gen-Polymorphismus des Gilbert-Syndroms. Hämolytische Erkrankungen scheinen bei gleichzeitig bestehendem Gilbert-Syndrom zu verlängert und verstärkt ikterischem Verlauf zu neigen. Das gilt u.a. für den Favismus (G6PDH-Mangel) die ß-Thalassämie und die Sichelzell-Anämie. Bei Kindern mit Gallensteinen ist die Häufigkeit des veränderten Gens (UGT1A1) signifikant erhöht, so dass das Gilbert-Meulengracht Syndrom als prädisponierender Faktor für die Gallensteinbildung bei Kindern angesehen wird. Bei cystischer Fibrose erhöht das Gilbert UGT1A Allel die Wahrscheinlichkeit für Gallensteine.
Weitere mit anderen hereditären Ikterusformen vergesellschaftete Erkrankungen: Dubin-Johnson-Syndrom, Glucose-6-Phosphat-Dehydrogenase-Mangel (G6PDH-Mangel).

Präanalyse

Um zu gewährleisten, dass Sie eine entsprechend korrekte Evaluierung erhalten, bitte folgendes dringend beachten:

  • Falls es um die Beurteilung des Vorliegens eines Gilbert-Meulengracht-Syndroms geht, bitte die oben genannte Analyse (MEUL) anfordern. 
  • Falls es explizit um die Beurteilung der erwarteten Nebenwirkungen vor der Durchführung einer Behandlung mit CPT-11 (Irinotecan) geht, bitte die Analyse UGT1A1 anfordern!

Für die UGT/MGS-Diagnostik werden mindestens 2 ml EDTA-Blut in handelsüblichen Monovetten benötigt. Die Blutentnahme sollte max. 7 Tage zurückliegen; der Transport kann ungekühlt ohne Einschränkungen erfolgen. Seit dem 01.02.2010 wird laut Gendiagnostikgesetz das Einverständnis des Patienten für diese Untersuchung unbedingt benötigt.

Bewertung

Liefert die Genotypisierung einen Polymorphismus im Promotor von UGT1A1 (Genotyp 6/7 oder 7/7) kann von dem Vorliegen eines Gilbert-Meulengracht Syndrom ausgegangen werden.

Indikation

Bei Verdacht auf Gilbert-Meulengracht Syndrom

Durchführung

PCR- und Fragmentanalyse, Nachweis der TA-Wiederholungsexpansion im Promotor von UGT1A1 (Dauer ca. 2 Wochen)

Schlüsselworte

Gilbert Syndrom, Hyperbilirubinämie, hyperbilirubinemia, kernikterus, Gilbert, Meulengracht

Verwendung in