Allgemeines
Bei der Autoimmunhepatitis handelt es sich um eine chronisch verlaufende, entzündliche Leberkrankheit mit unklarer Ätiologie, die durch typische Autoantikörper, erhöhte Gammaglobuline und das Ansprechen auf eine immunsuppressive Therapie charakterisiert ist. Ausschlußdiagnosen sind Virushepatitiden, cholestatische Autoimmunkrankheiten, Morbus Wilson, Hämochromatose, alpha-1-Antitrypsinmangel und die alkohol- oder medikamententoxische Hepatitis.
Die Erkrankung kann in jedem Lebensalter auftreten. Wie die meisten anderen Autoimmunkrankheiten findet sie sich bei Europäern überwiegend bei Frauen im Alter von 10-30 und von 50-70 Jahren. Man unterscheidet zwei Subtypen von Autoimmunhepatitiden (AIH I und AIH II), welche sich durch das Vorhandensein spezifischer Autoantikörper im Serum unterscheiden. Die Inzidenz der Autoimmunhepatitis Typ I sind auf der ganzen Welt ähnlich, die Autoimmunhepatitis Typ I hingegen ist in Europa häufiger.
Schwangerschaft: die AIH ist häufig mit einer Unterfunktion des Hormonstoffwechsels verbunden. Die Folge sind Anovulation, Amenorrhö und ausbleibende Schwangerschaft. Im Frühstadium der AIH kommen Schwangerschaften allerdings noch genauso häufig vor wie beim Gesunden. Die Häufigkeit von Schwangerschaften und von regelrechten Geburten nimmt aber im weiteren Verlauf der AIH ab.
Symptome und Befunde: Wie bei allen chronischen Leberkrankheiten sind Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Leistungsknick, Myalgien, Arthralgien und rezidivierendes Fieber charakteristische Symptome. Nur bei etwa einem Drittel der Patienten entspricht die Symptomatik dem Ausmaß der Leberentzündung. Weiterhin können schon frühzeitig Teleangiektasien im Gesicht und ein Palmarerythem auftreten. In etwa 10% der Fälle verläuft die Autoimmunhepatitis asymptomatisch, und die Diagnose wird nur zufällig bei einer Routineuntersuchung gestellt, oft mit unklarer Erhöhung der Leberenzyme.
Subtypen:
Typ-I-AIH: Häufigster Typ der AIH; ANA-, ASMA-positiv, Hypergammaglobulinämie. Suszeptibilitätsallele sind HLA-DR3, DR4. Nachweis von DR3: früher Beginn der Krankheit, schwererer Verlauf, w > m. Nachweis von DR4: späterer Beginn, höhere Inzidenz extrahepatischer Manifestationen, besseres Ansprechen auf Immunsuppression, mögl. protektiv bei Kindern mit Typ I und Typ II;
Typ-II-AIH: Häufig im Kindesalter beginnend; LKM-1, LKM-2, LKM-3, Antikörper gegen Schilddrüsengewebe und Parietalzellen. Krankheitsverlauf akuter, geht schneller in Zirrhose über. Spricht schlechter auf Immunsuppression an. Häufiger mit Typ-1-Diabetes, Autoimmunthyreoiditis und APS-1 assoziiert. w:m wie 60:40;
Extrahepatische Autoimmunkrankheiten werden bei mehr als einem Drittel der Patienten oder ihrer Familienmitglieder beobachtet. Einige dieser extrahepatischen Autoimmunkrankheiten sind für die Autoimmunhepatitis Typ I charakteristisch, andere hingegen für die Autoimmunhepatitis Typ II.
Hauptkriterien in der Diagnostik der Autoimmunhepatitis sind:
. Hypergammaglobulinaemie mit fast ausschließlicher IgG-Erhöhung (IgA und IgM normal)
. Autoantikörper:
- ANA (antinucleäre Antikörper)
- SMA (Ak gegen glatte Muksulatur)
- SLA/LP (Ak g. lösliches Leberantigen)
- LKM-1 (AK gegen mikrosomales Antigen in Leber und Niere)
- AMA (Ak g. Mitochondrien)
- Anit-LP (Ak gegen Leber- und Pancreas-Antigen)
- Asialoglycoprotein-Rezeptor-Ak
- HLA-A1, -B8, -DR3, -DR4
. Histologie
. Chronische Hepatitis
. negative Hepatitis-B- und -C-Serologie
. negative Alkoholanamnese
Nebenkriterien:
. weibliches Geschlecht
. Alter 16-40 Jahre
. häufig assoziierte Autoimmunerkrankungen wie Vaskulitis, Thyreoiditis, Siccasyndrom Arthralgien, Leberhautzeichen, Ikterus
assoziierte Autoantikörper bei Lebererkrankungen: | ||||||
Autoantikörper |
ANA |
ASMA |
SLA/LP |
LKM |
pANCA |
AMA |
Autoimmunhepatitis Typ I (lupoide Hepatitis, SLA-positive Hepatitis) |
100% |
60- |
100% |
- |
- |
- |
Autoimmunhepatitis Typ II (LKM-positive Hepatitis) |
- |
60-90% |
- |
100% |
- |
- |
primär biliäre Zirrhose (PBC) |
<10% |
10% |
- |
- |
<10% |
95% |
primär sklerosierende Cholangitis |
5% |
<10% |
- |
- |
80% |
- |
Typ II bei chronischer Hepatitis C |
5% |
5% |
- |
100% |
- |
- |
assoziierte extrahepatische Autoimmunerkrankungen: | ||
Extrahepatische Autoimmunkrankheiten |
AIH Typ I |
AIH Typ II |
Arthritis |
+ |
- |
Colitis ulcerosa |
+ |
- |
Morbus Crohn |
+ |
- |
Hämolytische Anämie |
+ |
- |
Glomerulonephritis |
+ |
- |
Diabetes mellitus |
+/- |
+ |
Thyreoiditis |
+/- |
+ |
Vitiligo |
- |
+ |
Alopezie |
- |
+ |