Allgemeines
Toluol wird in der Industrie sehr vielfältig verwendet. Es dient u.a. als Verschnittmittel in Zelluloselacken, wärmehärtenden Lacken auf der Basis von Harnstoff-, Melanin- oder Phenol-Formaldehyd-Harzen, in Aldehydharzlacken, in Lacken auf Chlorkautschuk-, Polystyrol-, Polyacrylat- oder Polyvinylacetat-Basis: Mischungen von Toluol mit Estern verwendet man zum Lösen von Vinylchlorid-Copolymerisaten und nachchloriertem Polyvinylchlorid. Neben der Anwendung als Lösemittel in der chemischen Industrie (vor allem Farbindustrie) dient Toluol als Ausgangsprodukt für Produkte in der Sprengstoffindustrie und Klebstoff- und Gummiindustrie, bei der Verarbeitung in der Parfümindustrie und zur Herstellung von Schaumstoffen.
Metabolismus: Die metabolische Umwandlung von Toluol erfolgt im wesentlichen in der Leber in drei Schritten, wobei durch Monooxygenasen des endoplasmatischen Retikulums zunächst Benzylalkohol entsteht, der durch zytoplasmatische Alkoholdehydrogenase zu Benzaldehyd und durch Aldehyd-Dehydrogenase schließlich zu Benzoesäure oxidiert wird. Benzoesäure wiederum wird durch mitochondriale Enzyme der Leber mit Glycin zu Hippursäure (=nachweisbarer Biomarker) konjugiert und im Harn ausgeschieden. Wegen der hohen Fettlöslichkeit verteilt sich Toluol über den gesamten Organismus und besitzt eine hohe Affinität zu lipoidreichen Geweben und Organen, wie Fett-, Hirn- und Nebennierengewebe, wo im Vergleich zu Blutspiegeln höhere Werte gemessen werden können.
Toxizität: der Hauptaufnahmeweg für Toluol beim Menschen ist die Inhalation von Dämpfen. Die Retention unmittelbar nach Beginn einer Toluol-Exposition durch die Lunge ist hoch. In 20-30 Minuten wird der Gleichgewichtswert von ca. 40-50% erreicht. Bei der Aufnahme über die Haut wird eine wesentlich geringere perkutane Resorptionsrate für flüssiges Toluol. Zwar penetriert flüssiges Toluol in höherem Maße in die Hornschicht, jedoch überwindet nur ein geringer Teil davon die Penetrationsbarriere des Stratum corneum. Erst dann wird es systemisch verfügbar. Der weitaus größte Teil des eingedrungenen Toluols verdunstet wieder in die Umgebungsluft. Noch geringer ist die Resorption von Toluoldämpfen über die Haut.
Symptome: bei Aufnahme von Toluoldämpfen kann zu unspezifischen Symptomen wie Kopfschmerzen, Müdigkeit, Schlafstörungen, Übelkeit, Erbrechen, allgemeinem Schwächegefühl, Schwankschwindel, Koordinationsstörungen, Muskelschwäche und mehr oder weniger starken Bewußtseinseinschränkungen kommen. Allerdings kann sich bei höheren Konzentrationen ein Krankheitsbild ähnlich dem Status asthmaticus entwickeln.
Bei mißbräuchlicher Verwendung durch Schnüffeln toluolhaltiger Lösemittel kann es zu Störungen der Nierenfunktion mit Stoffwechselentgleisungen (hyperchlorämische Azidose infolge einer Hypokaliämie) kommen.
Bei höheren Dosen besteht die Gefahr von Bewußtlosigkeit und Koma, was auf eine ZNS-Depression zurückzuführen ist.
Lokale Wirkung auf Haut, Schleimhaut, Augen: (flüssig und gasförmig) Toluolgase verursachen lediglich je nach Konzentration und Expositionsdauer eine leichte reversible Reizwirkung auf Schleimhäute des Gastrointestinaltrakts und des Respirationstrakts. Flüssiges Toluol hingegen führt zu Reizung, Entfettung und Austrocknung der Haut und u.U. zu starken Schleimhautreizungen des Gastrointestinaltrakts.
Präanalyse
spez. Abnahmesystem
Schlüsselworte
Hippursäure
Verwendung in