Allgemeines
Die idiopathische membranöse Nephropathie (IMN) ist eine chronische entzündliche Erkrankung der Nierenkörperchen, die mit zunehmender Nierenfunktionseinschränkung einhergeht. Der Autoimmunmechanismus der IMN, nachgewiesen und beschrieben im Jahr 2009, beruht auf der Reaktion von Autoantikörpern mit den Phospholipase-A2-Rezeptoren (transmembrane Glykoproteine), die in humanen Nierenkörperchen auf der Oberfl äche der Podocyten exprimiert werden. Diese sind nach Bindung der Phospholipase an regulatorischen Prozessen der Zelle beteiligt. Bislang sind zwei Hauptgruppen von PLA2-Rezeptoren beschrieben (M- und N-Typ), wobei der M-Typ als hauptsächliches Zielantigen der Autoantikörper identifi ziert wurde. Die Antigen-Antikörperkomplexe (Immundepots) werden bei Patienten mit IMN im Bereich der glomerulären Basalmembran abgelagert. Dort lösen sie Komplement-Aktivierungen aus mit Überproduktion von Kollagen IV und Laminin. Dies führt zur Schädigung der Podozyten durch Zerstörung des Cytoskeletts und Verbreiterung der Basalmembran, was zum Übertritt von Eiweiß in den Primärharn und somit zur Proteinurie führt. IMN ist die häufigste Nierenerkrankung mit nephrotischem Syndrom. Je größer die Proteinurie, desto höher ist das langfristige Risiko für Nierenversagen mit erheblicher Morbidität und Mortalität, insbesondere in Zusammenhang mit thromboembolischen und kardiovaskulären Komplikationen.
Die IMN kommt in allen ethnischen Gruppen und bei beiden Geschlechtern vor, bei Männern über 40 Jahren und weißer Hautfarbe häufiger. Bei jüngeren Frauen sollte bei Verdacht auf eine IMN eine Lupusnephritis in Erwägung gezogen werden. Bei Kindern ist die IMN wesentlich seltener (2 % - 3 % aller kindlichen Nierenerkrankungen).
Abzugrenzen ist die IMN als primäre membranöse Glomerulonephritis von der sekundären membranösen Glomerulonephritis, die als Sekundärerkrankung bei Infektionen, bei Applikation von Pharmaka, Drogen oder Toxinen, bei Kollagenosen und anderen Autoimmunerkrankungen sowie bei Tumoren auftreten kann und durch Therapie der Grunderkrankung Besserung erfährt. Die Behandlung der IMN als eigenständige Erkrankung zielt auf eine Verbesserung der Prognose ab, insbesondere im Hinblick auf das nephrotische Syndrom und die Hypertonie. (Euroimmun)
Bewertung
Die Diagnose der IMN kann durch Nierenpunktion und feingewebliche sowie elektronenmikroskopische Untersuchung des gewonnenen Nierengewebes gestellt werden. Kennzeichnend ist hierbei die Ablagerung von Immunkomplexen auf der Außenseite der glomerulären Basalmembran. Weniger aufwendig und ohne Belastung für den Patienten ist der serologische Nachweis der IMN. Die Identifizierung und Charakterisierung des PLA2-Rezeptors (M-Typ) als Zielantigen zirkulierender Autoantikörper bei der IMN besitzt somit eine große Bedeutung für die nicht-invasive Diagnostik. Autoantikörper der Klasse IgG gegen PLA2-Rezeptoren sind hochspezifi sch und können im Serum von bis zu 70 % der Patienten mit IMN nachgewiesen werden. Bei Gesunden und Patienten mit Lupusoder IgA-Nephritis finden sich diese Autoantikörper hingegen nicht.
Indikation
Neu aufgetretene oder noch nicht abgeklärte Proteinurie, nephrotisches Syndrom, Titer als Verlaufskontrolle bei diagnostizierter MGN
Schlüsselworte
IMGN, PLA2, Proteinurie, Glomerulonephritis, IMN, Phospolipase
Verwendung in